Aufnahmen in Mons La Trivalle, Juli 2021
Das Prélude der ersten Suite ist setzt mit Arpeggien im Bewegungsmuster des bekannten Präludiums C-Dur BWV 846 aus dem Wohltemperierten Klavier an. In harmonischer Hinsicht bleibt der Satz – trotz der mehrfachen Verwendung von Septakkorden – im engeren Umfeld der Ausgangstonart und betont die auf den leeren Saiten des Cellos entstehenden Akkorde. Gegen Ende steigert sich das Prélude durch einen langen ›bariolageartigen‹ Abschnitt, bei der sich eine gleichbleibende mit einer sich verändernden Note abwechselt, zu einem einzigartigen Höhepunkt. Die kaum unterbrochene Sechszehntelbewegung sorgt dabei für eine Einheitlichkeit, die das heterogene musikalische Material zusammenhalten kann ...
Konzert in der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) zusammen mit Jason Ponce, 26. Juni 2021
1915, drei Jahre vor seinem Tod, begann Debussy einen Zyklus von Six sonates pour divers instruments, die er in bewusster Anlehnung an die französische Sonatenkunst des Barock konzipierte. Von den geplanten sechs Sonaten konnte er nur noch drei vollenden: die Cellosonate, die Violinsonate und die Sonate für Flöte, Viola und Harfe. Auf dem Titelblatt der drei Sonaten, die der Verleger Durand publizierte, nannte sich der Komponist selbstbewusst: Claude Debussy. Musicien français. Der nationale Zusatz verlieh dem Selbstverständnis des Komponisten in zweifacher Hinsicht Ausdruck: zum einen politisch im Sinne eines guten Patrioten, der die »Austro-Boches« im Ersten Weltkrieg »auf dem letzten Loch pfeifen« sehen wollte, zum anderen musikalisch im Sinne eines bewusst französisch empfindenden Musikers ...
Weltmusikalisch-improvisatorischer Versuch, Sommer 2021
Eine Handpan verfügt über eine aus zwei miteinander verklebten Halblinsensegmenten bestehende Grundform, einem zentralen Tonfeld und einem Ring aus mindestens sieben Tonfeldern auf der Oberseite und einer Öffnung auf der Unterseite. Für die Rohform kommen unterschiedliche Stahlblechsorten, Blechstärken und Herstellungsverfahren zum Einsatz. Anzahl, Größe und Form der Tonfelder sowie die zur Ausformung der Tonfelder angewandten Techniken unterscheiden sich allerdings. Die Tonfelder der meisten Handpans weisen in der Mitte der Tonfelder eine nach innen gerichtete Einwölbung auf, für die sich im Englischen der Ausdruck Dimple [Beule] durchgesetzt hat. Hier gibt es erhebliche Variationen in Größe und Form. Während das ›Ding‹ genannte, zentrale Tonfeld des Vorläufers Hang eine nach außen gewölbte Kuppel aufweist, kommen bei den Handpans oft auch zentrale Tonfelder mit nach innen gerichtetem Dimple analog zu den Tonfeldern im Kreis vor …
Lockdown-Session, 14. April 2021
Die sechs Suiten für Violoncello solo BWV 1007–1012 entstanden im Zuge von Bachs Tätigkeit als Kapellmeister und Director derer Cammer-Musiquen in Köthen 1717–23. Sie sind ein Teil der »experimentellen Recherchen«, die er in dieser Zeit in Bezug auf die Instrumental-Kammermusik durchführte und stellen den »Pars 2« eines Werkkomplexes dar, dessen ersten Teil die Sonaten und Partiten für Violine solo BWV 1001–1006 bilden. Heute gehören Bachs Cellosuiten zum festen Bestandteil der Celloliteratur und stellen das unumgängliche Standartrepertoire für alle Cellist*innen dar was nicht zuletzt durch eine in ihrer stilistischen Bandbreite beeindruckende Vielzahl von Gesamteinspielungen dokumentiert ist. Mit den beiden Sammlungen für unbegleitete Violine bzw. für unbegleitetes Violoncello überschreitet Bach die zu seiner Zeit üblich Spielpraxis erheblich ...
Home-Recording, 26. März 2021
Der 1. Satz der Solosonate op. 25/3 von Paul Hindemith, komponiert 1922 ist bi-tonal verfasst, d.h. es kommt zu einer simultanen Schichtung verschiedener Tonfelder ohne klar definiertes harmonisches Zentrum. Gleich am Anfang wird ein C-Dur Akkord unvermittelt in einen Cis-Dur Akkord umgebogen. Das reflexhaft folgende e versucht diesen ›Unfall‹ zu korrigieren, kommt als nachgereichte Terz des zuvor missratenden C-Dur-Akkordes allerdings zu spät, rutscht in ein es ab, das nun in kürzester Folge mit c-moll schon die dritte Tonart suggeriert. Über einen c-moll-Septakkord, der zum verminderten Septakkord auf Es mutiert, wird unvermittelt eine D-Ebene eingezogen, die nach Es und von dort nach E taumelt. Zwar ist eine steigende chromatische Bewegung als harmonische Folie noch erkennbar. Doch akkumuliert die musikalische Bewegung schnell eine unüberblickbare Fülle und uneingelösten Erwartungen ...