Die Seminare zum Kino, die Gilles Deleuze Anfang der 1980er Jahre in der Pariser Universität von Vincennes gehalten hat und deren Ergebnisse in den beiden Büchern Das Bewegungs-Bild und Das Zeit-Bild zusammengefasst werden, stellen einen einzigartigen philosophischen Text dar, der bislang nur wenig rezipiert wurde. Weder wurden die französischen Transkriptionen ins Deutsche übersetzt, noch die den Seminaren zugrundeliegende philosophische Systematik freigelegt. Ein weit verzweigtes Potential der Deleuze-Forschung wartet auf diese Weise noch darauf aktualisiert und mit weiterführenden Fragen in Beziehung gesetzt zu werden.
Die folgende Übersetzung versucht hier erste Schneisen zu schlagen. Sie ist sowohl modellhafter Auszug, als auch ›Arbeitsprobe‹ eines laufenden Übersetzungsvorhabens, das sich zunächst dem ersten Teil Cinéma/Image-mouvement aus den Jahren 1981–82 beschäftigen wird. In den Fokus gerät dabei neben einer synoptischen Kartographie deleuzescher Terminologien die charakteristische ›Rhythmik‹ eines philosophischen Denkens, das seinen flexiblen Forschungsgegenstand in immer neuen Anläufen umkreist und in Form differenzierter Begriffe Konsistenz annehmen lässt ...
Audio Aufzeichnung
* Vincennes, 10.11.1981
[Points de départ]
[Ausgangspunkte]
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Ce que je voudrais faire cette année, pour que vous compreniez, surtout que vous sachiez, s’il convient que vous veniez, que vous veniez encore. Eh bien voilà, d’une certaine manière, je voudrais faire trois choses. Je voudrais faire trois choses différentes, même très différentes en apparence, et je voudrais que chacune de ces choses vaille par elle-même: Première chose, je voudrais vous proposer une lecture d’un livre de Bergson, à savoir Matière et mémoire. Pourquoi ce livre de Bergson? Parce que je suppose, je crois, que c’est un livre très extraordinaire, non seulement en lui-même mais dans l’évolution de la pensée de Bergson. Matière et mémoire, c’est le second grand livre de Bergson, après l’Essai sur les données immédiates de la conscience, le troisième grand livre sera L’évolution créatrice. Or, dans l’évolution de la pensée bergsonienne, on dirait – et pour ceux qui ont déjà lu ou pris un peu connaissance de ces livres de Bergson, peut-être vous avez déjà eu cette impression – on dirait que Matière et mémoire forme pas du tout, ne s’inscrit pas dans une espèce d’enchaînement progressif, mais qu’il forme une très bizarre, un très bizarre détour, comme une pointe extrême. Pointe tellement extrême que peut-être Bergson atteint là quelque chose, que pour des raisons que nous aurions à déterminer, il renoncera à exploiter, qu’il renoncera à poursuivre, mais qui marque un sommet extraordinaire dans sa pensée, et dans la pensée tout court. Ça, c’est un point, voilà. Matière et mémoire, j’ai envie de vous parler de ce livre.
Damit Ihr wisst, was ich in diesem Jahr vorhabe und vor allem, damit Ihr einschätzen könnt, ob es sich für Euch lohnt wiederzukommen: Ich werde in gewisser Weise drei Dinge tun. Drei verschiedene, auf den ersten Blick sogar sehr verschiedene Dinge, von denen ich möchte, dass jedes für sich und als es selbst zählt. Ich werde zum einen die Lektüre eines Buches von Bergson vorschlagen, und zwar Materie und Gedächtnis. Warum ausgerechnet dieses Buch von Bergson? Weil ich glaube, dass es ein sehr außergewöhnliches Buch ist. Nicht nur für sich selbst genommen, sondern auch im Rahmen der gesamten Entwicklung des bergsonschen Denkens. Materie und Gedächtnis ist das zweite großes Buch von Bergson nach Zeit und Freiheit, das dritte große Buch wird Schöpferische Evolution sein. In der Entwicklung des bergsonschen Denkens scheint es so zu sein – diejenigen von Euch, die schon ein wenig über diese Bücher von Bergson gelesen haben, werden vielleicht auch diesen Eindruck gehabt haben –, dass Materie und Gedächtnis sich nicht in eine progressiven Abfolge einschreibt, sondern vielmehr einen seltsamen Umweg darstellt, eine Art von ›Extrempunkt‹. Derartig extrem, dass Bergson durch ihn etwas erreicht, das ihn – aus Gründen, die wir näher zu bestimmen haben werden – seine eigene philosophische Systematik aufgeben, aber dennoch einen außerordentlichen Höhepunkt in seinem Denken und im Denken überhaupt ausprägen lässt. Das ist ein interessanter Aspekt! Ich möchte mit Euch also in diesem Jahr über Materie und Gedächtnis sprechen ...
I. Materie und Gedächtnis als Extrempunkt in Bergsons Denken
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Deuxième point, j’ai envie aussi cette année de vous parler d’un autre très grand livre, beaucoup plus ancien, à savoir la Critique du jugement de Kant. Et la Critique du jugement de Kant, c’est un livre où Kant dit ce qu’il pense, ce qu’il estime devoir dire, sur le Beau et d’autres choses au-delà du Beau ou autour du Beau. Et cette fois, je dirais de ce livre aussi que c’est un sommet pas seulement pour la pensée en générale, mais pour la pensée kantienne. Parce que, pas tout à fait de la même manière que Matière et mémoire qui représente une espèce de rupture dans une évolution, cette fois-ci, c’est presque lorsqu’on s’y attendait plus. La Critique du jugement, c’est un des rares livres écrits par un vieil homme, à un moment où pratiquement il a fait toute son œuvre. D’une certaine manière on n’attendait plus grand chose de Kant, très vieux, très vieux... Et voilà que, après les deux critiques qu’il avait écrites: Critique de la raison pure, Critique de la raison pratique, survient tout d’un coup ce dont personne n’avait l’idée que ça pouvait être, la Critique du jugement, qui va fonder quoi ? Qui va fonder une très bizarre esthétique, sans doute la première grande esthétique, et qui va être le plus grand manifeste à la charnière de l’esthétique classique et du Romantisme naissant. Voyez, je dirais que c’est là aussi un livre sommet, bon, mais pour d’autres raisons et dans une autre configuration que Matière et mémoire. Tout ça, ça n’a pas l’air de bien s’accorder.
Zweitens möchte ich mit Euch in diesem Jahr über ein anderes großes, aber viel älteres Buch sprechen, nämlich die Kritik der Urteilskraft von Kant. Die Kritik der Urteilskraft ist ein Buch, in dem Kant sagt was er denkt, was er fühlt, was er meint sagen zu müssen, und zwar über die Schönheit. Und ich würde auch von diesem Buch sagen, dass es einen Gipfel darstellt, nicht nur für das Denken im Allgemeinen, sondern für das kantische Denken im Besonderen. Denn – nicht ganz so wie bei Materie und Gedächtnis, das eine Art Riss in einer Entwicklung darstellt – ist es diesmal so, als hätten wir mehr erwartet. Die Kritik der Urteilskraft ist eines der seltenen Bücher, die von einem alten Mann geschrieben wurden, zu einem Zeitpunkt, als er praktisch seine ganze Arbeit getan hatte. Kant war sehr alt ... Und dann, nach den beiden Kritiken, die er geschrieben hatte, der Kritik der reinen Vernunft und der Kritik der praktischen Vernunft, kommt plötzlich die Kritik der Urteilskraft, die die Grundlage für eine sehr eigenwillige Ästhetik bilden wird, wahrscheinlich die erste große Ästhetik, die das größte Manifest am Scheideweg zwischen klassischer Ästhetik und aufkommender Romantik sein wird. Seht, ich würde sagen, dass dieses Buch auch einen Gipfel darstellt, aber aus anderen Gründen als Materie und Gedächtnis. Es scheint zunächst alles nicht besonders gut zusammenzupassen.
II. Kants Kritik der Urteilskraft als Manifest am Scheideweg von klassischer Ästhetik und Romantik
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Et puis, troisième point, je voudrais aussi faire quelque chose concernant, je pourrais dire, l’image et la pensée, ou plus précisément concernant le cinéma et la pensée. Mais en quoi, voilà ma question, en quoi ce n’est pas trois sujets? Si j’insiste, pourtant – je voudrais d’une certaine manière – c’est pour ça que toute cette année, j’attacherai beaucoup d’importance, pour nous faciliter les choses à tous, à des espèces de divisions. J’annoncerai par exemple que telle séance, c’est l’image chez Bergson, telle autre séance, c’est tel aspect du cinéma, etc. Je multiplierai des divisions, là, comme quantitatives: I, II... pour que vous sachiez, pour que vous suiviez plus facilement où on va. Car ce que je voudrais, comprenez-moi, c’est finalement que chacun de mes trois thèmes vaille pour lui-même et pourtant que tout ça s’entrelace absolument. Que ça fasse vraiment une unité, cette unité étant finalement: cinéma et pensée. Or, pourquoi ça ferait une unité? Voilà ma question. Pourquoi trois choses aussi différentes: Matière et mémoire de Bergson, la Critique du jugement de Kant et une réflexion sur ›pensée et cinéma‹, pourquoi ça s’unifierait?
Und dann möchte ich drittens etwas tun, das, wie sich sagen ließe, das Bild und das Denken betrifft, oder genauer gesagt, das Kino und das Denken. Inwiefern aber, das ist hier meine Frage, sind das nicht einfach drei verschiedene Themen? Wenn ich darauf bestehe – und das möchte ich in einer ganz bestimmten Weise tun –, dann werde ich im Laufe dieses Jahres sehr viel Wert, um uns allen die Arbeit zu erleichtern, auf eine Art von Teilung legen, eine Einteilung in Divisionen. Ich werde zum Beispiel ankündigen, dass die eine Sitzung das Bild von Bergson betrifft, eine andere diesen oder jenen Aspekt des Kinos, usw. usf. Ich werde die Divisionen quantitativ multiplizieren: I, II... damit Ihr leichter nachvollziehen könnt, wohin die inhaltliche Richtung führt. Denn was ich mir wünsche ist, dass jedes meiner drei Themen für sich gültig ist, und doch alles miteinander verflochten. Dass es wirklich eine Einheit bildet, die lautet: Kino und Denken. Aber warum sollte das eine Einheit bilden? Das ist meine Frage. Warum drei so unterschiedliche Dinge: Bergsons Materie und Gedächtnis, Kants Kritik der Urteilskraft und eine Reflexion über das Denken und den Film, warum sollten sie zusammengeführt werden?
III. Kino-Denken
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Quant à Bergson, je réponds tout de suite que, en effect, c’est assez simple, la situation est assez simple. Pourquoi? Je prends quelques dates qui importent: Matière et mémoire, 1896 ; le livre suivant de Bergson, Evolution créatrice, 1907. L’évolution créatrice est, à ma connaissance, le premier livre de philosophie à tenir explicitement et considérablement compte du cinéma. Au point que le quatrième chapitre de L’évolution créatrice de 1907 s’intitule: »Le mécanisme cinématographique de la pensée et l’illusion mécanistique«. En 1907, c’est quand même très tôt cette prise en compte du cinéma. Bon. Matière et mémoire, c’est 1896. La date, la date fétiche de l’histoire du cinéma, à savoir la projection Lumière, la projection Lumière à Paris, c’est: décembre 1895. Je peux dire en très gros que Bergson ne peut pas au moment de Matière et mémoire tenir compte explicitement du cinéma même s’il en connaît l’existence. En 1907, il peut et il profite de l’occasion. Mais bizarrement – et ça va déjà nous poser un problème – bizarrement, si vous lisez L’évolution créatrice et Matière et mémoire, qu’est-ce que vous vous dites peut-être? Vous vous dites que dans L’évolution créatrice, il tient explicitement compte de l’existence du cinéma mais pour dénoncer, selon lui, une illusion que le cinéma promeut, n’invente pas mais, selon Bergson, à laquelle le cinéma donne une extension jusque là pas connue. Donc – et le titre du chapitre, »Le mécanisme cinématographique et l’illusion mécanistique« – il s’agit de dénoncer une illusion où ça a l’air d’être, on croirait que... Il s’agit de dénoncer une illusion. Ma question, c’est, si au contraire, dans Matière et mémoire de 1896, Bergson d’une certaine manière n’était pas beaucoup plus en avance, et là complètement en prise avec quelque chose non pas que le cinéma inventait mais que lui inventait dans le domaine de la philosophie quelque chose que le cinéma était en train d’inventer dans un autre domaine? Ce serait une manière d’expliquer peut-être le caractère tellement insolite de Matière et mémoire. Mais donc, Bergson nous conduit à une espèce de confrontation cinéma/pensée, ou s’insère dans une telle confrontation, pas de problème.
In Bezug auf Bergson, so wäre zumindest meine spontane Antwort, scheint die Situation tatsächlich ganz einfach. Inwiefern? Ich nenne ein paar wichtige Daten: Materie und Erinnerung erscheint 1896. Bergsons nächstes Buch Schöpferische Evolution, 1907. Schöpferische Evolution ist meines Wissens das erste Buch in der Philosophie, das das Kino explizit und umfassend berücksichtigt. Und zwar in einem Maße, das das vierte Kapitel von Schöpferische Evolution den Titel »Der kinematographische Mechanismus des Denkens und die mechanistischen Illusion« tragen lässt. Im Jahr 1907 ist es noch sehr früh, um das Kino in der Philosophie zu berücksichtigen. Nun... Materie und Gedächtnis erscheint 1896. Das Datum in der Geschichte des Kinos – das der ersten Lumière-Projektionen in Paris – ist: Dezember 1895. Ich kann sehr grob darauf hinweisen, dass Bergson zur Zeit von Materie und Erinnerung das Kino nicht explizit berücksichtigen kann, auch wenn er bereits von dessen Existenz weiß. Im Jahr 1907 allerdings kann er sich auf die Kinematographik beziehen und nutzt die Gelegenheit. Doch merkwürdigerweise – und das wird für uns ein Problem darstellen – merkwürdigerweise, wenn Ihr Schöpferische Evolution und Materie und Gedächtnis lest, was denkt Ihr dann...? Man redet sich ein, dass Bergson in Schöpferische Evolution ausdrücklich die Existenz des Kinos berücksichtigt, jedoch nur, um auf diesem Wege eine Illusion anzuprangern, die das Kino zwar fördert, jedoch nicht erfindet, sondern – Bergson zufolge – der das Kino eine bis dahin unbekannte Erweiterung gibt. Es geht also – wie der Titel des Kapitels »Der kinematographische Mechanismus und die mechanistische Illusion« deutlich macht – darum, eine Illusion dort anzuprangern, wo sie wirksam wird. Meine Frage lautet nun, ob Bergson im Gegensatz dazu in Materie und Gedächtnis von 1896 in gewisser Weise nicht schon viel weiter und bereits vollkommen in Kontakt mit etwas war, das das Kino zwar nicht erfunden hat, aber dass er eine Idee in der Philosophie entdeckte, die das Kino seinerzeit dabei war, auf einem anderen Gebiet zu entwickeln? Das wäre eine Möglichkeit, den so ungewöhnlichen Charakter von Materie und Erinnerung zu erklären. So betrachtet führt uns Bergson zu einer Art Konfrontation von Kino und Denken, oder passt sich in eine derartige Konfrontation ein, kein Problem.
Paradoxien des Kinemtographischen in Bergsons Philosopie
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Pour Kant, pour Kant c’est évidemment moins évident, ne serait-ce que par les dates. Si bien que ce qui m’intéresse dans la Critique du jugement, c’est ceci. Dans Matière et mémoire, je peux dire, car je vous demande évidemment une chose, c’est, ceux qui suivront cette année, c’est de lire deux livres, vous avez à lire vous, Matière et mémoire, au point que pour la semaine prochaine j’aimerais bien que vous ayez lu le premier chapitre de Matière et mémoire. Ah, il faut, il faut, il faut, sinon... sinon faut pas venir, voilà. Et puis, après, la Critique du jugement. Or, si vous lisez la Critique du jugement, ou bien quand vous la lirez, vous verrez ceci: que tout le début porte sur le Beau, et que, c’est très beau mais c’est une espèce d’esthétique classique. C’est l’espèce de dernier mot à une esthétique classique qui consiste à se demander quelles sont les belles formes. Quand est-ce que je dis qu’une forme est belle? Or, se demander quand est-ce que je dis qu’une forme est belle? C’est précisément le problème esthétique de la grande période classique. Mais que toute la suite de l’esthétique de Kant consiste à nous dire: oui, soit, mais en dessous du Beau, au dessus du Beau, au delà du Beau, il y a certaines choses qui dépassent la beauté de la forme. Et ces choses qui dépassent la beauté de la forme vont recevoir successivement le nom de: Sublime, le Sublime; ensuite, l’intérêt du beau, alors que le beau par lui même est désintéressé, l’intérêt du beau; et enfin, le génie comme faculté des idées esthétiques, par différence avec les images esthétiques. C’est tout cet – en dessous du Beau – , cet – au delà du Beau – qui est comme l’annonciation du Romantisme.
Für Kant ist es weniger offensichtlich, schon allein aufgrund der historischen Eckdaten. Aber genau das ist es, was mich an der Kritik der Urteilskraft interessiert. Zu Materie und Gedächtnis kann ich denjenigen, die in diesem Jahr mitmachen werden sagen, dass ich mir für nächste Woche wünsche, dass Ihr das erste Kapitel von Materie und Gedächtnis gelesen habt. Ah, das muss man, das muss man, das muss man, sonst... sonst kann man nicht kommen. Und dann, danach, Kritik der Urteilskraft. Nun, wenn Ihr die Kritik der Urteilskraft lest, werden Ihr sehen, dass der ganze Anfang von der Schönheit handelt und dass es um eine Art klassische Ästhetik geht. Es ist eine Art von ›letztem Wort‹ zu einer klassischen Ästhetik, die darin besteht zu fragen, was die schönen Formen sind. Wann sage ich, dass eine Form schön ist? Nun, wann sage ich, dass eine Form schön ist? Genau das ist das ästhetische Problem der großen klassischen Periode. Aber dass die ganze Fortsetzung der kantschen Ästhetik darin besteht uns zu sagen: Ja, aber unter dem Schönen, jenseits des Schönen gibt es bestimmte Dinge, die über die Schönheit der Form hinausgehen! Und diese Dinge, die die Schönheit der Form übersteigen, werden sukzessive den Namen des ›Erhabenen‹ erhalten. Während das Schöne an sich selbst desinteressiert ist, das Interesse des Schönen und schließlich das Genie als ästhetisches Ideenvermögen, durch den Unterschied zu den ästhetischen Bildern. All dies – jenseits des Schönen – wirkt wie die Ankündigung der Romantik.
Das Schöne und das Erhabene
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Pour moi, ma question, c’est si, précisément à ce niveau là, il n’y a pas quelque chose, il n’y a pas unnouveau rapport proposé par Kant entre l’image et la pensée. Bon, rapport qu’il faudrait appeler dans ce cas là ›pré-cinématographique‹, mais que, d’une autre manière, le cinéma pourrait confirmer... Donc moi, ce que je souhaite de vous, de ceux qui continueront à venir, c’est la lecture de ces deux livres. Encore une fois en commençant par Matière et mémoire, si vous voulez bien. [Intervention inaudible] Mais c’est une catastrophe, mais c’est une véritable catastrophe... [brouhahas] Eh ben, il faut aller le lire en bibliothèque. Oh, il va peut-être réapparaître quand même... Il n’est pas question, c’est scandaleux quoi, c’est scandaleux... Eh bien, écoutez, vous le lirez pas, je vous le raconterai, hein [rires]. Alors pressez vous en tout cas de vous procurer la Critique du jugement parce qu’elle va être épuisée aussi, alors. La Critique du jugement, c’est chez Vrin. Il y a une traduction récente, prenez la traduction récente de Philonenko. Bon. J’ajoute enfin parce que je redoute beaucoup, je redoute par crainte légitime, je précise bien que, en aucun cas, n’est-ce pas, je ne pourrais prétendre à vous proposer un cours sur le cinéma, c’est donc d’un bout à l’autre un cours de philosophie. Voilà... Voilà, voilà. Alors, on commence.
Für mich stellt sich die Frage, ob es nicht gerade auf dieser Ebene eine von Kant vorgeschlagene neue Beziehung zwischen Bild und Denken gibt. Eine Beziehung, die in diesem Fall als ›vorkinematographisch‹ bezeichnet werden sollte, die aber auf andere Weise das Kino bestätigen könnte... Was ich also von Euch, von denen, die noch kommen werden, möchte, ist die Lektüre dieser beiden Bücher. Noch einmal, beginnend mit Materie und Gedächtnis. [Unhörbarer Einwurf] Aber das ist eine Katastrophe, aber das ist eine echte Katastrophe... Nun, dann müssen wir in die Bibliothek gehen und es dort lesen. Oh, es könnte trotzdem auftauchen... Das kommt nicht in Frage, es ist skandalös, es ist skandalös... Nun, hört, Ihr werden es nicht lesen, das sage ich Euch [lacht]. Also beeilen Sie sich und holen Sie sich die Kritik der Urteilskraft sowieso, denn dann wird sie auch vergriffen sein. Die Kritik der Urteilskraft ist bei Vrin erschienen. Nehmt die aktuelle Übersetzung von Philonenko. Also gut. Zum Schluss füge ich noch hinzu, weil ich sehr viel fürchte, ich fürchte aus berechtigter Angst, dass ich unter keinen Umständen so tun könnte, als würde ich Euch einen Filmkurs anbieten. Es ist vielmehr ein Philosophiekurs durch und durch. Das ist also... Da haben wir's. Fangen wir also an.
Eine neue, von Kant vorgeschlagene Beziehung zwischen Bild und Denken?
[Les thèses de Bergson sur le mouvement]
[Bergsons Thesen zur Bewegung]
00:13:50
Je dis je commence comme ça, ça nous fait donc beaucoup. Vous comprenez, cette année, je voudrais essayer beaucoup plus une espèce de parcours, donc. Avec ce centre: pensée/cinéma, tout ça, mais... je voudrais donc, comme j’ai dit, bien numéroter pour, et je commence donc par vraiment un grand 1, qui va nous tenir un certain temps, à savoir : les thèses de Bergson sur le mouvement. Les thèses de Bergson sur le mouvement. Voilà, ça, c’est mon grand 1, je vous préviendrai quand j’en aurais fini. Et je dis, imaginez, un philosophe, c’est jamais aussi simple que ça, hein, ni aussi difficile, ni aussi simple, ni aussi compliqué, ni aussi simple qu’on dit. Parce que, une idée philosophique, il me semble, c’est toujours une idée à niveaux et à paliers. C’est comme une idée qui a ses projections. Je veux dire, elle a plusieurs niveaux d’expression, de manifestation. Elle a une épaisseur. Une idée philosophique, un concept philosophique, c’est toujours une épaisseur, un volume. Vous pouvez les prendre à tel niveau, et puis à un autre niveau, et à un autre niveau, ça se contredit pas. Mais c’est des niveaux assez différents. Si bien que quand vous exposez une doctrine, vous pouvez toujours donner de la doctrine ou de l’idée une présentation simple, une présentation – c’est un peu comme des tomographies – une présentation en épaisseur, à telle distance, tout ça. Il y a même un philosophe qu’avait très très bien vu ça, c’était Leibnitz qui, lui, présentait ses idées d’après l’intelligence supposée de ses correspondants. Alors il avait tout un système, c’était le système, alors : petit 1, quand il pensait que c’était quelqu’un qu’est pas doué, puis il avait un système petit 2, un système petit 3, tout ça. Et tout ça s’harmonisait, c’était une merveille. Ce que je veux dire, c’est que chez Bergson, il y a aussi des pages extrêmement simples. Et puis, vous avez des présentations de la même idée à un niveau beaucoup plus complexe, puis à un autre niveau encore. Je dirais qu’il y a en quelque sorte, concernant le mouvement, trois Bergson, et qu’il y en a un que nous connaissons tous, même quand nous ne l’avons pas vu. Il y en a un qui est devenu tellement le Bergson, le Bergson apparent, quoi. Et je commence donc, à supposer qu’il y en ait trois, sur ce problème du mouvement, trois grandes thèses de Bergson, de plus en plus subtiles, mais simultanées, complètement simultanées.
Ich sage, ich fange so an, das ist also eine Menge. Wisst Ihr, in diesem Jahr würde ich gerne einen Parcour durchlaufen, der das Zentrum: Denken – Kino hat ... Ich möchte es, wie gesagt, gut nummerieren, und ich beginne mit einer großen 1, die uns noch eine Weile begleiten wird, nämlich: Bergsons Thesen zur Bewegung. Bergsons Thesen zur Bewegung... Das ist meine große 1, ich sage Euch, wenn ich fertig bin. Und ich sage Euch, wisst Ihr, ein Philosoph ist nie so einfach, so schwierig, so kompliziert, wie man sagt. Denn eine philosophische Idee, so scheint es mir, ist immer eine Idee mit vielen verschiedenen Schichten. Genauso wie eine Idee ihre Projektionen hat. Ich meine, eine Idee hat mehrere Ebenen des Ausdrucks, der Manifestation. Sie hat eine ›Dicke‹. Eine philosophische Idee, ein philosophisches Konzept, hat immer eine Dicke, ein Volumen. Man kann sie auf einer Ebene begreifen, und dann auf einer anderen, und dann wiederum auf einer anderen Ebene, das widerspricht sich nicht. Aber es sind ganz unterschiedliche Ebenen. Wenn Ihr also eine Doktrin präsentieren sollt, könnt Ihr immer eine einfache Präsentation der Doktrin oder der Idee geben, eine Präsentation, die – es ist ein bisschen wie bei einem Tomographen – eine Präsentation in der Dicke ist. Es gab sogar einen Philosophen, der das sehr, sehr gut gesehen hat und zwar Leibniz, der seine Ideen entsprechend der vermeintlichen Intelligenz seiner Gesprächspartner präsentierte. Leibniz hatte ein ganzes System... Es war das System: kleine 1, wenn er dachte, es handele sich um jemanden, der nicht begabt war. Dann hatte er ein System kleine 2, ein System kleine 3 usw. Und es hat alles harmonisiert, es war ein Wunder! Ich will Euch damit sagen, dass Bergson's auch einige sehr einfache Seiten hat. Und dann stößt man auf einmal auf Präsentationen derselben Idee auf einer viel komplexeren Ebene, dann wieder auf einer anderen Ebene ... Ich würde sagen, dass es in Bezug auf die Bewegung drei verschiedene Bergsons gibt, und es gibt einen, den wir alle kennen, auch wenn wir ihn noch nicht behandelt haben. Es gibt einen Bergson, der so sehr der Bergson wurde, der scheinbare Bergson, nicht wahr?. Und daher beginne ich, indem ich annehmen, dass es drei große Thesen von Bergson zum Bewegungsproblem gibt, die immer subtiler werden, aber zusammen und gleichzeitig, absolut gleichzeitig.
Tomographie der Idee
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Je commence par le première, ou plutôt par rappeler la première puisque vous la connaissez. La première, elle est très simple. Bergson a une idée qui assigne en même temps la démarche de la philosophie, à savoir : le monde dans lequel on vit, c’est un monde de mélanges. C’est un monde de mélanges, les choses, elles sont toujours mélangées. Tout se mélange. Dans l’expérience, il n’y a que des – comment dirait-on? – il n’y a que des mixtes. Il y a des mélanges de ceci et de cela. Ce qui vous est donné, c’est ces mélanges. Quelle est la tâche de la philosophie ? C’est très simple, c’est analyser. Analyser. Mais qu’est-ce que ça veut dire analyser pour Bergson ? Il transforme complètement ce que les gens appellent ›analyse‹. Car analyser, ça va être chercher le pur. Un mixte étant donné, analyser le mixte, c’est dégager – quoi? Les éléments purs? Non. Bergson dira très vite: mais non, ce qui est pur, c’est jamais des éléments. Les parties d’un mélange, c’est pas moins mélangé que le mélange lui-même. Il n’y a pas d’élément pur. Ce qui est pur, c’est des tendances. La seule chose qui puisse être pure, c’est une tendance qui traverse la chose. Analyser la chose, c’est donc dégager les tendances pures. C’est dégager les tendances pures entre lesquelles elle se partage. Dégager les tendances pures qui la traversent. Dégager les tendances pures qui la déposent. Bon. Alors, cette analyse très spéciale qui consiste à dégager dans un mixte les tendances pures qui sont supposées déposées l’ensemble, c’est ce que Bergson appellera l’intuition. Découvrir les articulations de la chose.
Ich beginne mit der ersten, oder besser gesagt, ich rufe die erste These Bergsons in Euer Gedächtnis zurück, da Ihr sie kennt. Sie ist sehr einfach. Bergson hat eine wichtige Idee, die gleichzeitig den Ansatz seiner Philosophie umfasst und zwar: Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt der Mischungen. Es ist eine Welt der Mixturen. Die Dinge sind immer gemischt. Alles ist gemischt ... Die Erfahrung zeigt, dass es nur – wie würdet Ihr es ausdrücken? – es gibt nur Mischungen ... Es gibt Mischungen von diesem und jenem. Was Euch gegeben ist, sind Mischungen. Was ist dann die Aufgabe der Philosophie? Das ist einfach! Aufgabe der Philosophie ist es, die Mischungen zu analysieren. Analysieren ... Aber was bedeutet es für Bergson zu analysieren? Er transformiert das, was man bis dahin – aber auch heute noch häufig – Analyse nennt, vollkommen. Denn zu analysieren, das bedeutet in der Regel, nach dem Reinen zu suchen. Eine Mischung sei gegeben, diese Mischung zu analysieren bedeutete was? Die reinen Elemente zu suchen? Nein. Bergson würde schnell sagen: »Nein, rein sind niemals die Elemente.« Die Teile einer Mischung sind Bergson